TuRa-Schwimmer Björn Ley über die Teilnahme an der Masters-WM 2017 in Ungarn

WelcomeZum ersten Mal hatte ich in diesem Jahr die Gelegenheit, an der Masters-WM teilzunehmen. Der Termin passte und ich erfülle die Pflichtzeiten. Schnell war für mich klar, dass dies nicht nur Wettkampf, sondern zugleich Familienurlaub wird. Also machten wir uns in der ersten Wettkampfwoche, der Woche der Freiwasserwettkämpfe, Richtung Balaton auf. In Balatonfüred startete im Monat zuvor die Elite (offene Klasse). Die gesamten Aufbauten, die Presse, die Security und die Organisation blieb aber auch für die Masters (Schwimmer ab 25 Jahren) in vollem Maße erhalten, so dass nicht nur am Strand selbst, sondern auch außerhalb z.B. durch Merchandising-Stände die WM für alle Gäste präsent war.

Die Aufbauten für das Freiwasserschwimmen waren gigantisch. Drei Riesige Zuschauertribünen, von denen aus man gute Sicht auf den Start-/Zielbereich und auf die gesamte Schwimmstrecke hatte, einen 3-Kilometer-Viereckskurs. Der Startbereich war eine großflächig überbaute Wasserfläche mit Containern zur Auswertung, Duschen, WCs, Umkleideräumen, Wartezelten und einem großen klimatisierten Vorbereitungszelt. Bei Temperaturen bis zu 38°C absolut notwendig.

Am Freitag der ersten Woche war mein Start über die 3km; am Tag vorher konnte ich mir die Strecke im freien Training schon einmal ansehen. Da dies mein erster echter Freiwasserwettkampf war, hatte ich etwas Bedenken, im Kampf gegen die besten der Welt mit sehr großem Abstand Letzter zu werden. Mein ehrliches Ziel war also der vorletzte Platz.

Gleich nach dem Start musste ich erkennen, dass man in der trüben Brühe des Balaton nichts erkennen kann. Erschwerend kamen noch Sturmböen hinzu, die zum einen verhinderten, dass ich irgendwelche Konkurrenten sehen konnte, selbst wenn sie direkt neben mir schwammen; zum anderen schlugen die Wellen so hoch, dass der erste Kilometer hinaus auf den See extrem beschwerlich war. Dies beschreibt auch Ina Ziegler auf der DSV-Seite sehr gut:“ Trotz des aufkommenden Windes blieb es dennoch unerträglich heiß. Umso deutlicher spürten die Aktiven den stärker werdenden Wind und seine Auswirkungen. Der Rundkurs ist als „Vierecks-Kurs“ abgesteckt, wobei die erste Strecke hinaus auf den Plattensee führte. Die Wellen kamen fast frontal, von oben rechts, auf die Sportler zugerollt bzw. überrollten die Aktiven. Hier wurde schon mal der Eine oder Andere Sportler auf den neben sich Schwimmenden „hinüber gewuppt“ oder kam ihm sehr nahe. Aufgrund des hohen Wellengangs waren die Orientierungsbojen nur schwer zu erkennen. Nach ca.1200m war die erste Wendeboje erreicht.“ (http://www.dsv.de/masterssport/aktuelles-masterssport/lesen/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=3676&cHash=88927edf27a3ff2123b9676fc532bd66, 16.09.2017)

Am Ende erreichte ich völlig unerwartet einen 60. Platz von 93 Teilnehmern, die es bis ins Ziel schafften. Für mich ein toller Erfolg, da ich bis vor zwei Jahren ein reiner Sprinter war und dann erst langsam angefangen habe, auch längere Strecken zu schwimmen. Es hat mich bestärkt, auch in Zukunft bei Freiwasserwettkämpfen zu starten.

Die zweite Wettkampfwoche stand im Zeichen der Hallenwettkämpfe. Also wechselten wir unseren Standort nach Budapest. Auch in Budapest war die WM in der ganzen Stadt allgegenwärtig. Besonders beeindruckend waren die Sicherheitsvorkehrungen – ein riesiges Aufgebot an Polizei und Security. Das Gelände um die Duna Arena, ein riesiges Schwimmstadion mitten in Budapest, direkt an der Donau, war großflächig abgesperrt und nur mit Akkreditierung oder von anderer Seite als Zuschauer zu betreten.

Am Dienstag war dann mein erster Start in der Halle. 200 m Rücken. Im März war ich über diese Strecke, die ich ganz neu in mein Repertoire aufgenommen habe, in 2:51,90 Norddeutscher Meister geworden. Nun konnte ich mich nochmals verbessern und wurde in 2:50,00 in der Welt 31.

Am nächsten Tag kam meine Lieblingsstrecke, die 400 m Lagen. Dies ist eine Strecke, die jedem Schwimmer stilistisch und konditionell alles abverlangt. Schon auf den ersten 100 m Schmettern merkte ich, dass ich meine Zeit von 6:18,51, mit der ich auch hier Norddeutscher Meister geworden bin, unterbieten konnte. Am Ende sprang für mich ein 25. Platz in 5:53.65 heraus – eine Steigerung um ca. 25 Sekunden. Neben diesen guten Leistungen auf der Langstrecke musste ich aber auch feststellen, dass ich nicht vom Sprint bis zum Freiwasserschwimmen alles in hohem Niveau bewältigen kann. Bei den 50 m Sprints, auf die ich mich im Vorfeld weniger vorbereitet hatte, gelangen mir keine neuen Bestzeiten. Jedoch hatte die Zeit über 50 m Rücken (0:35.61) einen hohen Wert, da sonntagmorgens um 8 Uhr geschwommen. Auch hier reichte es nämlich für einen 25. Platz.

Bei der Abschlussfeier wurde noch einmal klar, welch hohen Stellenwert auch die Masters WM hat, als die Fahnenträger der teilnehmenden Nationen einmarschierten. Für mich war es ein einzigartiger und unglaublich großartiger Wettkampf. Die ungarischen Organisatoren haben dafür gesorgt, dass alles reibungslos ablief und die hohe Teilnehmerzahl – 8 000 Schwimmer bei den Hallenwettkämpfen – nicht störte, da durch viele Angebote sich alles ein wenig verlief. Trotzdem war es schön, in ganz Budapest immer wieder Teilnehmer zu treffen – zu erkennen an der um den Hals hängenden Akkreditierung, die auch als Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr galt. So fühlte ich mich als Teil einer starken Gemeinschaft, auch wenn ich der einzige Schwimmer aus Dithmarschen bei dieser Masters-WM war. Ich danke aber meiner Familie, die ihren Urlaub immer wieder zum Zuschauen beim Schwimmen unterbrach. Dankbar bin ich auch, dass der FMF (http://www.freibad-meldorf.de) mit dem Meldorfer Freibad eine sehr schöne Trainingsstätte aufrechterhält. Mein morgendliches Training wäre ohne Menschen wie Peter Herzberg, der im Freibad die Aufsicht für die Frühschwimmer macht, nicht möglich. Sehr zuträglich ist auch die gute Stimmung am Morgen. Ich danke allen Frühbadern, die mich und meine Wellenberge tapfer ertragen haben und mir sogar Platz zum Trainieren gemacht haben. Ganz besonders danke ich aber meinem Trainer Uwe Hansen, der stets bereit ist (selbst früh am Morgen), Tipps und Tricks weiterzugeben und immer die richtigen Worte zur Motivation auf den kommenden Wettkampf findet.

Abschließend gab es nach der Abschlusszeremonie, da diese zufällig auf den Nationalfeiertag Ungarns fiel, auf der Donau ein gigantisches Feuerwerk, gegen welches das Silvesterfeuerwerk in Berlin wie Tischfeuerwerk wirkt.

Ein würdiger Abschluss.

Einige Fotos von der WM hier

Björn Ley